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Sein zehnjähriges Dienstjubiläum feiert Professor Dr. Michael Landgrebe als Chefarzt der kbo-Lech-Mangfall-Klinik Agatharied. In einem Rückblick lässt er die wichtigsten Etappen Revue passieren.

Agatharied, März 2024

Herr Professor Landgrebe, wir gratulieren Ihnen zu Ihrem zehnjährigen Dienstjubiläum.
Recht herzlichen Dank, die Jahre sind schnell verflogen und waren sehr ereignisreich.
Erinnern Sie sich an die Anfänge?
Die erste Zeit war davon geprägt, die Klinik kennenzulernen, die Kollegen und auch die Region. Es galt auch, mich in der neuen Führungsrolle zurechtzufinden. Vieles war komplett neu. Spannend fand ich von Anfang an den engen Austausch mit dem Krankenhaus Agatharied. Wir arbeiten ja an allen unseren Klinikstandorten mit den somatischen Häusern eng zusammen, ein Grundkonzept aller Lech-Mangfall-Kliniken. Dies ist für beide Seiten sehr bereichernd und birgt für unsere Patientinnen und Patienten zahlreiche Vorteile. Ganz zu schweigen von den Aspekten der Entstigmatisierung mit einem gemeinsamen Eingang beider Kliniken.
Sie haben in ihren Amtsjahren diese Kooperation immer mehr ausgebaut.
Über all die Jahre lag mir in der Tat sehr viel daran, diese Zusammenarbeit auf eine solide, fachlich tragfähige Basis zu stellen, ich denke, es ist bis heute ganz gut gelungen. Die persönlichen Beziehungen und das gegenseitige Verständnis zu den Kolleginnen und Kollegen aus der Somatik haben sich intensiviert und das gegenseitige Verständnis hat sich gerade auch durch die intensive Zusammenarbeit in der Corona-Zeit nochmals verbessert.
Unter Ihrer Ägide wurde die geronto-psychiatrische Schwerpunktstation entwickelt und aufgebaut.
Das war mir ein großes Anliegen, denn die älteren Patienten weisen häufig komplexe Krankheitsbilder auf und bedürfen eines eigenen Behandlungskonzeptes, dem wir auf einer entsprechend spezialisierten Station besser gerecht werden können.
Sie sind in all den Jahren konsequent den Weg gegangen, möglichst mehr offenen Bereiche in der Klinik einzuführen.
Richtig, wir haben die so genannten „geschlossenen“ Betten, heute sprechen wir lieber von geschützten Bereichen, deutlich reduzieren können. Das ist durch eine intensive Behandlung und Betreuung unserer Patientinnen und Patienten möglich, die nun überwiegend auf offenen Stationen behandelt werden.
Sie haben auch viele neue Therapieformen, unter anderem die Transkranielle Magnetstimulation (TMS), eine Technologie, bei der mit Hilfe starker Magnetfelder Bereiche des Gehirns sowohl stimuliert als auch gehemmt werden können, eingeführt?
Ja, die transkranielle Magnetstimulation stellt ein modernes Hirnstimulationsverfahren dar, dass beispielsweise bei schweren Depression gute Ergebnisse erzielen kann.
Sie legen auch viel Wert auf Lehre und Forschung, Ihre Klinik wurde vor einigen Jahren zum Akademischen Lehrkrankenhaus der TU München (TUM) ernannt.
Es ist gar nicht so einfach, diesen Status zu erhalten, die Zusammenarbeit mit der TUM ist für uns ungeheuer wichtig, mein Engagement in der Lehre wird dadurch nochmals unterstützt und intensiviert. München ist die dritte Universität neben Augsburg und Regensburg, zu der seither enge, ausgezeichnete Kontakte bestehen. Wohl auch ein Grund dafür, dass wir im ärztlichen Bereich personell gut aufgestellt sind und unsere Klinik gerade auch bei Studenten einen exzellenten Ruf genießt.
Im Jahr 2017 waren Sie maßgeblich an der Gründung des Medizinischen Versorgungszentrums Bad Tölz (MVZ) beteiligt.
Auch das war ein wichtiger Schritt, um die ambulante fachärztliche Versorgung in der Region sicherzustellen, was ja gerade in ländlichen Gebieten immer schwieriger wird. Auch können wir unseren angehenden Fachärztinnen und Fachärzten durch das MVZ berufliche Perspektiven anbieten, sofern sie im niedergelassenen Bereich arbeiten wollen, aber die Risiken der Selbstständigkeit scheuen. Gerade im Hinblick auf größtmögliche zeitliche Flexibilität bietet das MVZ viele Vorteile. Inzwischen wird das MVZ nicht mehr von der kbo-LMK gGmbH sondern von der kbo Gesellschaft für ergänzende Versorgungsangebot (EVA) betrieben.
Die kbo-LMK Agatharied, Sie haben es bereits erwähnt, hat einen sehr positiven Leumund, eine jüngste, aktuelle Umfrage unter den Zuweisern untermauert diesen und hat ergeben, dass Zuverlässigkeit, Planbarkeit und Erreichbarkeit in den vergangenen Jahren deutlich verbessert worden sind.
Das Ergebnis freut mich sehr und spornt uns an, die Zusammenarbeit mit unseren Zuweiserinnen und Zuweisern weiter zu optimieren.
Auch Sie persönlich genießen in der Region und darüber hinaus einen hervorragenden Ruf.
Danke schön dafür! Die positiven Feedbacks, die ich erhalte, freuen mich riesig und bestärken mich auf meinem Weg. Dies ist aber nicht allein meine Leistung, sondern resultiert aus der hervorragenden Zusammenarbeit aller in der Klinik, die das erst ermöglichen. Es ist aber auch ein großes Privileg und extrem angenehm, in solch einer herrlichen Umgebung, in so schönen Räumlichkeiten wirken und arbeiten zu dürfen. Das ist für mich alles andere als selbstverständlich.
Sie werden regelmäßig vom Focus-Magazin mit dem Siegel „Top-Mediziner“ ausgezeichnet, seit 2012 im Bereich Schizophrenie, seit 2020 auch im Bereich der Depression.
Auch das ist eine für mich wichtige positive Rückmeldung, dass auch die Öffentlichkeit unsere Arbeit wertschätzend wahrnimmt.
Die Klinik wurde kürzlich saniert, ein neuer Patientengarten auf Ihre Initiative hin gestaltet und eingeweiht.
Ja, wir bieten einen sehr hohen Standard, den wir immer weiter zu verbessern suchen. Im Mai werden wir eine Komfortstation eröffnen.
Sie sind vor sechs Jahren zum Professor und vor drei Jahren zum Ärztlichen Direktor der kbo-LMK gGmbH ernannt worden, darüber hinaus sind Sie seit zwei Jahren Sprecher der Ärztlichen Direktoren der Kliniken des Bezirks Oberbayern. Titel, die Ihren Erfolg auch äußerlich widerspiegeln.
Über diese habe ich mich natürlich auch sehr gefreut und weiß sie als Anerkennung meiner Arbeit zu schätzen.
Wie lautet Ihr Ausblick auf die nähere Zukunft?
Nach langer Planung wird 2025/26 eine Tagesklinik mit angegliederter Institutsambulanz am Standort Wolfratshausen die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Zuständigkeitsbereich der kbo Lech-Mangfall-Klinik Agatharied weiter vervollständigen und somit werden wir unserem Anspruch „zuverlässig an Ihrer Seite“ auch in Zukunft gerecht werden und die Region noch besser versorgen. Der neue Standort mit seinen teilstationären und ambulanten Strukturen wird ein wichtiger, strategischer Baustein des Lech-Mangfall-Kliniken Verbunds im Zuge der kbo-2030+ Strategie, die ein zunehmende Ambulantisierung vorsieht, sein. Innerhalb der kbo-LMK liegt der Fokus unter anderem auf dem weiteren Ausbau und der Optimierung der akut psychiatrischen Intensivstation sowie auf dem Ausbau der Tagesklinik. Die stationsäquivalente Behandlung (StäB) möchten wir zeitnah in unserem Versorgungsbereich einführen. Auch die Rekrutierung neuer Ärzte und Pflegefachkräfte wird uns weiter beschäftigen.
Die Psychiatrie ist immer noch ein spannendes Feld?
Absolut, auch nach 20 Jahren fasziniert sie mich noch immer ungeheuer mit ihren vielen verschiedenen Krankheitsbildern und der engen Zusammenarbeit, der Nähe und Interaktion mit Menschen und Patientinnen und Patienten teilweise über viele Jahre hinweg. Es ist ein wahnsinnig erfüllender Beruf, in dem ich arbeiten darf.
Und ein allgemeines Fazit zum Rückblick?
Auch nach zehn Jahren, die ich als Chefarzt arbeite, fühle ich mich hier rundum wohl. Die kbo-LMK Agatharied ist eine wunderbare Klinik in schönster Lage. Die notwendige Weiterentwicklung findet nicht zuletzt auch durch eine kompetente und innovativ denkende Geschäftsführerin sowie die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meiner Pflegedirektorin statt. Es laufen viele neue, spannende Kooperationen. Es erfüllt mich in der Tat täglich mit Stolz und Freude, diese Klinik mit ihrem tollen multiprofessionellen Team weiter in die Zukunft führen zu dürfen und damit eine exzellente psychiatrische und psychosomatische Versorgung mit allen Kooperationspartnern in der Region sicherstellen zu können.

Herr Professor Landgrebe, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft alles erdenklich Gute und weiterhin viel Erfolg.

Das Gespräch führte Barbara Falkenberg