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Essstörungen

Definition

Wer unter einer Essstörung leidet,  beschäftigt sich gedanklich und emotional ständig mit dem Thema „Essen“. Essstörungen sind Verhaltensstörungen, welche die Nahrungsaufnahme oder deren Verweigerung betreffen. Oft stehen sie im Zusammenhang mit psychosozialen Problemen und einer gestörten  Einstellung zum eigenen Körper.

Bei Essstörungen versuchen die Betroffenen, tiefer liegende seelische Probleme durch Essen bzw. Hungern zu lösen. Das Essverhalten dient als vermeintlicher Ausweg, Flucht oder Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse. Auch stummer Protest oder Ablehnung können sich in Essstörungen äußern.

Ein auffälliges Essverhalten alleine muss noch keine Essstörung bedeuten. Wenn sich aber all Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen um das Thema Essen drehen, dann sollten Sie sich Hilfe suchen, die kbo-Lech-Mangfall-Kliniken bieten ein breites Behandlungsspektrum. Das Essen ist im Falle einer Essstörung mit negativen Gefühlen wie Ängsten, Schuldgefühlen, Selbsthass, Ekel, Unzufriedenheit oder Frustration besetzt. Doch Essstörungen sind nicht einfach nur Probleme mit dem Essen, sondern eine komplexe psychische Erkrankung und haben oft schwere gesundheitliche Folgen.

Ursachen

Essstörungen entstehen durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren. Genetische Veranlagung oder der Einfluss bestimmter Hormone können Ursachen sein, aber vor allem Merkmale der Persönlichkeitsstruktur wie Perfektionismus, Leistungsorientierung, Kontrollbedürfnis oder ein geringes Selbstwertgefühl spielen bei der Entstehung einer Essstörung häufig eine Rolle. Es gibt aber auch konkrete Auslöser für Essstörungen wie die Scheidung der Eltern oder die jeweils vorherrschenden Schönheitsideale in den Medien.

Behandlung und Therapie 

Ernährungsmanagement als auch Psychotherapie sind die wesentlichen Bausteine der Behandlung einer Essstörung hier bei uns in den kbo-Lech-Mangfall-Kliniken.  Gewichtsregulierung, Körperakzeptanz und die Lösung der zugrunde liegenden Probleme stehen dabei als Ziele im Mittelpunkt. Die einzelnen Therapiebausteine werden speziell auf Ihre Bedürfnisse zusammengestellt. Neben Einzel- und Gruppenpsychotherapien kann Ihr Therapieplan auch Elemente wie Entspannungstherapie, Gestaltungstherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Bio-Feedback oder Ernährungstherapie beinhalten.

Formen von Essstörungen

1. Magersucht


Def.: Von Magersucht spricht man,wenn jemand absichtlich stark untergewichtig ist und bereits 15% unter seinem Normalgewicht liegt.

Merkmale

  • streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme bzw. Verweigerung
  • exzessiver Sport, absichtliches Erbrechen und Missbrauch verschiedener Medikamente (Appetitzügler, Abführmittel, harntreibende Mittel)
  • gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers, das Gefühl zu dick zu sein, obwohl das Gegenteil der Fall ist
  • Hunger wird nicht mehr erlebt, er ist unterdrückt oder ausgeblendet
  • große Angst, Gewicht zuzunehmen, dieses Gefühl ist unerträglich
  • Gedanken kreisen ständig um Essen, Gewicht und Kalorien

Ursachen 

Zu 90% erkranken junge, meist intelligente, leistungsorientierte und angepasste Mädchen und junge Frauen an Magersucht. 

  • fehlende Möglichkeit, eine eigene Identität und Selbständigkeit zu entwickeln
  • der Körper wird zum einzigen Feld, über das man selbst bestimmen kann
  • hier entwickeln sich Gefühle von Macht und Stärke; der Familie, aber auch sich selbst gegenüber
  • das geringe Selbstwertgefühl wird durch das Überwinden des Hungers gestärkt
  • die ständige Beschäftigung mit Esskontrolle verhindert, dass Gefühle wie Unsicherheit, Überforderung, Wut aufkommen können

Folgen

  • Stoffwechselstörungen
  • hormonelle Veränderungen
  • depressive Verstimmungen
  • Mangelkrankheiten etc.


Behandlungsziele  

  • seelische Entwicklung ermöglichen
  • Essverhalten und Gewicht normalisieren
  • körperliche Komplikationen medizinisch behandeln
  • Selbständigkeit und Selbstbewusstsein entwickeln

 

2. Bulimie

Def.: Bulimie ist wahrscheinlich die häufigste Essstörung, die Dunkelziffer ist recht hoch. Etwa zehn Prozent aller Frauen und Mädchen in Deutschland zwischen 15 und 30 Jahren sind laut Schätzungen betroffen. Vom äußeren Erscheinungsbild sind Menschen, die unter Bulimie leiden, normal bis leicht über- bzw. untergewichtig. Auch ihr Essverhalten in der Öffentlichkeit ist unauffällig, ihre Essanfälle erleiden sie im Geheimen.

psychische Symptome

  • beschäftige ich mich ständig mit Figur und Gewicht?
  • habe ich regelmäßige Essanfälle, mindestens zeimal wöchentlich in den letzten drei Monaten?
  • verliere ich während der Essanfälle jegliche Kontrolle darüber, was und wie viel ich esse?
  • wende ich „Gegenmaßnahmen“ an, um eine Gewichtszunahme zu verhindern, z. B.:
  • selbstinduziertes Erbrechen
  • Missbrauch von Abführmittel und Entwässerungsmedikamenten
  • übermäßige körperliche Betätigung
  • Gefühle von Scham, Schuld und Ekel
  • soziale Isolation, Ängste und depressive Zustände

körperliche Symptome

  • Herzrhythmusstörungen und Nierenschäden durch den Verlust von Elektrolyten
  • diverse Mangelerscheinungen durch die unausgewogene Ernährung
  • vermehrte Magensäurebildung 
  • Zahnschäden durch die ständigen Säureangriffe
  • Entzündungen in der Speiseröhre
  • Magen- und Speiseröhrenrisse als Folge des heftigen Erbrechens

Ursachen 

  • niedriges Selbstwertgefühl, entstanden aus der persönlichen Lebensgeschichte
  • unerfüllbar hohe Ansprüche an sich selbst
  • mangelnde Möglichkeit zur Entwciklung einer eigenständigen Persönlichkeit
  • das Nicht-Wahrnehmen von Gefühlen, vor allem von negativen
  • soziale Defizite aufgrund einer schwierigen Vorgeschichte
  • Ängste
  • depressive Tendenzen

 

Behandlungsziele

  • Stärkung des Selbstwertgefühls
  • Zunahme der Eigenständigkeit
  • Umgang mit negativen Gefühlen etc.

 

3. Esssucht


Esssüchtige Personen essen regelmäßig zu viel, Essen ist für sie zum Ersatz für vernachlässigte Gefühle und Bedürfnisse geworden.
Diäten sollen die Kilos wieder purzeln lassen, doch eine Gewchctabnahme gelingt nur vorübergehend und führt zu neuen Essanfällen. Der Jojo-Effekt beginnt.
Esssüchtige Menschen verlieren das natüliche Gefühl für Hunger und Sättigung, sie können zwischen Hunger und Appetit nicht mehr differenzieren.
 

4. Binge Eating Disorder

  • habe ich Essattacken? 
  • esse ich große Mengen von Nahrungsmitteln schnell, wahllos, alleine und ohne Hungergefühl?
  • kann ich mein Verhalten während eines solchen Anfalls nicht kontrollieren?
  • kommt es anschließend zu Ekel, Scham und Schuldgefühlen?
  • mache ich häufig Diäten, um mein Gewicht zu reduzieren, die von weiteren Essattacken abgelöst werden (Jojo-Effekt)?

Folgen

Neben einem sozialen Rückzug und depressiven Zuständen leiden die Betroffennen meist unter Übergewicht mit den üblichen Symtomen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen und Probleme mit dem Skelett.
 

Ursachen 

  • Essen als Weg, um mit Gefühlen umzugehen die von uns selbst bzw. auch von der Umwelt ignoriert werden
  • Essen als Ersatz für Anerkennung, Trost, etc. Es dient der Befriedigung emotionaler Bedürfnisse, die sonst kaum wahrgenommen werden (dürfen)
  • Gefühle und Bedürfnisse werden mit dem Essen „hinuntergeschluckt“.
  • Übergewicht wirkt wie ein Panzer und schützt vor Verletzungen, erschwert aber auch Nähe.

Behandlungsziele 

  • Erkennen der Rolle, die die Störung im Leben der/des Betroffenen spielt
  • lernen, mit den eigenen Gefühlen anders umzugehen
  • auseinandersetzen mit Selbstwertgefühl, Eigenständigkeit und Identitätsfindung

Fotoquellen: (Header) ©Tryfonov/stock.adobe.com,